Ein digitales Feuerwerk an Ideen über die Aufwertung des Realen durch die Digitalisierung, das Abwerfen von Ballast und das Ausbrechen aus dem Leistungszwang: Die Geschäftsführerin der Digitalen Agentur, Angelika Weber, erzählt anlässlich des ersten Weihnachtsfests und Jahreswechsels der Digitalen Agentur über magische Momente, fortschrittliche Technologie und darüber, worin das wahre Glück besteht.
Liebe Angelika, vor etwa einem halben Jahr wir das erste Interview für die Digitale Agentur geführt. Zeit für einen kurzen Rückblick, was hat das Jahr für die Digitale Agentur gebracht?
Es war ein guter Start für die Digitale Agentur – viele Anfragen und ganz viel tolles Feedback zum Design und vor allem zu den Ideen dahinter.
Was waren die Highlights?
Es war schön zu sehen, wie die Dinge plötzlich wie von selbst laufen. Wie gut die Agentur angenommen wurde, als ob viele Kunden einfach darauf gewartet hätten. Eine Agentur, die vom Gefühl her und von der Kultur offensichtlich manchen Kunden mehr entspricht als die bestehenden. Und wo auch genau die richtigen Partner zur richtigen Zeit auftauchen.
Was hätte besser laufen können?
Typischerweise haben wir das Eigene manchmal vernachlässigt, als zu viele Kundenanfragen kamen. Die Website ist gut, nur die sozialen Medien hätten wir noch stärker nutzen können.
Wohin wird die Reise 2017 gehen? Kooperationen, Projekte, Schwerpunkte für 2017?
Was die Kooperationen angeht, bin ich momentan im Gespräch mit jemandem, der sozusagen die Dinge zum Angreifen macht, also mit einem guten Produzenten für Marketingmaterialien. Ich glaube, dass das wichtiger werden wird, obwohl es „Digitale Agentur“ heißt – wir meinen damit ja den Schwerpunkt, nicht das Ausschließliche. Viele Menschen sind von unserem Folder begeistert, weil das Papier eine gute Qualität hat, das fühlt sich gut an, da kann man herumkritzeln. Das ist dann die Gegenbewegung: Je austauschbarer, digitaler, billiger, kopierbarer die Dinge werden, umso wichtiger ist es dann auf der anderen Seite, dass die realen Dinge hochwertig und schön zum Angreifen sind. Wie bei Musik: die Lieder hört man über Spotify, eine CD kauft man sich dann, wenn irgendein schönes Booklet oder etwas Anderes dabei ist, das einen Mehrwert bietet.
Dürfen wir uns schon auf ein Herbstfest und einen Digital Future Congress 2017 freuen?
Auf jeden Fall! Das Herbstfest, das ja vor allem das Axtesys-Herbstfest ist, wird es natürlich wie immer geben. Da ist uns vor allem wichtig, dass wir einen Rahmen bieten, in dem sich die Gäste wohlfühlen ohne irgendeinen Zwang. Dass es gutes Essen gibt, eine Atmosphäre, für gute Gespräche, aber kein riesiges Rahmenprogramm. Wir haben ja nie eine Rede oder sowas. Wir hatten die Wanderpoetin, vielleicht kleine Programmpunkte, die man sich aussuchen kann, und die ausgestellten Kunstwerke natürlich. Ich habe schon zwei Künstlerinnen im Auge für den kommenden Herbst – wir werden ja sehen, wer es werden wird. Das Herbstfest ist die gemütliche Geschichte, zwanglos und informell – wo sich die Menschen wirklich in unseren Büros wohlfühlen und sich die Atmosphäre ansehen sollen. Der DFC im Gegensatz dazu – das Informative, das Offizielle, das große Highlight mit Vorträgen, Diskussionen, World Cafe.
Wird sich der tolle DFC vom November 2016 überhaupt noch toppen lassen?
Eigentlich geht es ja gar nicht darum, größer, weiter, schneller, besser zu werden. Wenn es schön ist, ist es schön – manchmal ist es halt ein bisschen weniger, aber trotzdem noch gut. Und vor allem machen auch die Besucherinnen und Besucher eine Veranstaltung zu dem, was es ist. Man muss auch nicht immer besser und besser werden, sondern einfach schauen, dass man immer möglichst gut ist.
Hat sich deine Sicht auf Digitalisierung in der letzten Zeit geändert? Welche Trends und welche Geschäftsmodelle sind für dich die zukunftsweisendsten?
Digitalisierung ist ein Hilfsmittel, da wird auch zielgruppengerechtes Agieren immer wichtiger – und zwar nicht nur auf der demografischen Basis, auch nach verschiedensten anderen Modellen. Ich denke es geht darum, Menschen beim Erreichen ihrer Ziele zu unterstützen, ohne zu manipulieren.
Welche Themen werden für die Digitale Agentur an Bedeutung gewinnen, welche an Bedeutung verlieren?
Ich habe in letzter Zeit viel über Bots gelesen, persönliche Assistenten und selbstlernende Systeme, also Dinge, die wir als künstliche Intelligenz im weitesten Sinne bezeichnen. Ich denke, es wird so Einiges kommen, was wir uns heute noch gar nicht vorstellen können.
Du bist ja selbst auch privat ein großer Fan von Innovativem – so wie vom smarten Ding an deinem Handgelenk?
Es muss jeder für sich selbst bestimmen, wie weit er solche Dinge nutzen möchte. Für mich ist das Talkband sinnvoll, weil es auch ein USB-Headset ist. Ich muss nicht nach meinem Handy suchen, wenn es läutet, sondern nehme einfach das Headset herunter und kann damit telefonieren. Das Talkband warnt mich, wenn ich das Handy irgendwo liegen lasse, was für mich sehr oft wichtig ist. Es zeigt mir, wenn ich ein SMS bekommen habe, was ich sonst oft stundenlang übersehen habe. Viele Menschen glauben aber, SMS ist die schnellste und unaufdringlichste Kommunikationsform – nein, war es nicht, aber jetzt sehe ich meine Nachrichten [lacht].
Ist das Talkband sozusagen dein persönlicher Assistent, kann man das so bezeichnen?
Nein, überhaupt nicht. Ich werde weder an Termine erinnert, noch ist irgendwo eine selbstlernende Funktion oder Intelligenz dahinter.
Wäre das etwas, was man sich vorstellen könnte, eine kleine Marktnische?
Ja gut wäre es schon. Natürlich gibt es das teilweise schon, aber richtig Erfolg haben werden persönliche Assistenten erst mit einer einfachen Bedienbarkeit.
Für mich ist es allerdings immens wichtig, dass man solche Geräte auch ablegen kann. In dem Moment, wo ich es aus irgendwelchen Gründen nicht mehr herunternehmen kann oder darf – vielleicht, weil es als Ausweis gilt oder ich selbst abhängig davon bin, ist es eine Gefahr.
Bist du ein Fan von Neujahrsvorsätzen?
Nicht unbedingt von Neujahrsvorsätzen, sondern von Reflexion, wann auch immer. Ob das zum eigenen Geburtstag ist oder zum Jahresende oder einmal im Monat innezuhalten und sich zu überlegen: Was mach‘ ich da eigentlich? Bin ich auf dem richtigen Weg? Mache ich das, was ich als wichtig empfinde? Was kann ich weglassen in meinem Leben?
Das Weniger ist also wichtiger für dich als das Mehr?
Ja, sehr oft. Es geht um die Auswahl. Was ist mir wirklich wichtig und was hat sich im Gegensatz dazu angesammelt und eingeschlichen? Welchen Ballast kann ich abwerfen?
Was bedeutet Glück für dich?
Genau das eigentlich – das Bewusstsein darüber, was mir wichtig ist, und dass das dann auch mein Leben ausfüllt. Und die Dinge loszulassen, von denen jemand anderer glaubt, dass sie für mich wichtig sind.
Gehst du gern ins Casino?
Ins Casino gehe ich sehr gerne, aber nicht wegen dem Spielen, sondern wegen dem Ambiente. Sich schön herrichten, ein Glas Sekt trinken, gemütlich herumstehen und die Atmosphäre auf sich wirken lassen, das gefällt mir.
Bist du abergläubisch – was hältst du von Glücksbringern?
Ich mag Glücksbringer. Ich zitiere bei dem Thema gerne das 3. Clarkesche Gesetz: „Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.“ Ich glaube, dass die Welt so komplex und wundervoll ist, dass die Wissenschaft nie am Ende sein wird, und immer mehr finden wird, was noch komplexer und noch seltsamer ist. „Abergläubisch“ ist das falsche Wort, aber ich glaube, dass es viele Zusammenhänge zwischen Dingen gibt, die wir einfach noch nicht erforscht haben, sondern wo wir erst eine ganz kleine erste Idee haben, wie das funktionieren könnte und darauf aufbauend erste Dinge ausprobieren. Zum Beispiel Wünsche ans Universum schicken. So wie die Menschen einst das Katzenfell am Bernstein gerieben haben und Funken entstanden sind. Sie hatten keine Ahnung von Strom, Spannung oder Ähnlichem, aber der kausale Zusammenhang war offensichtlich. Danach brauchte es halt manchmal noch Jahrhunderte oder Jahrtausende, bis jemand das Gesetz dahinter erklären konnte, aber man hatte zumindest einmal eine erste Idee davon. Soetwas in diese Richtung kann ich mir auch unter „Aberglaube“ vorstellen. Wenn man diese Dinge oft nicht genau erklären kann, weil wir einfach noch nicht soweit sind, tut man sie oft ab unter dem Motto „hilft’s nix, schadet’s nix“.
Wie wirst du heuer Silvester feiern?
Für Silvester habe ich heuer noch gar nichts geplant. Ich war in den letzten Jahren sehr gerne auf der Murinsel, weil ich das futuristische Interieur sehr mag, aber die ist im Moment gesperrt, weil sie renoviert wird. Ich kann sie jedenfalls sehr empfehlen – es lesen glaube ich eh nicht so viel Leute das Interview, sodass sie hoffentlich nächstes Jahr nicht überfüllt sein wird [lacht]. Man kann da sehr schön sitzen mit Blick durch das Glas auf den Schlossberg zum Feuerwerk. Eines Tages werde ich die Murinsel zu Silvester mieten und eine große Party schmeißen [lacht].
Was wünschst du deinen Kundinnen und Kunden?
Dass sie die Begeisterung nicht verlieren und immer den Sinn im Auge behalten. Das ist denke ich auch das Wichtigste, dass man weiß, warum man etwas tut, und Freude daran hat.