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Konnektivität und Sicherheit bei NXP: Kontaktlostechnologien auf dem Vormarsch!

Über Chips bei der Herbstfest-Vernissage, im Industrie-4.0-Lager und im Joghurtbecher: Bei diesem Thema geraten Michael Jerne und Erik Moderegger von NXP ins Schwärmen. Und demonstrieren mit ihrer Produkt-Demo vor allem eines: dass der Fantasie bei den Anwendungsmöglichkeiten von Kontaktlostechnologien keine Grenzen gesetzt sind!

Lieber Herr Jerne, Sie sind Director External Relations, also sozusagen „Außenminister“ von NXP. Was ist Ihnen bei Ihren Forschungs- und Entwicklungspartnern wichtig?
MJ: [lacht] Ja, Außenminister stimmt in gewisser Weise, ich bin zuständig für die Forschungskooperationen und industriellen Partnerschaften für NXP Semiconductors Austria. Die Kooperationen sind für uns in vielerlei Hinsicht wichtig. Erstens kann man mit Forschungspartnern kooperieren, also mit technischen Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Mit der TU Graz, Joanneum Reserach und vielen anderen haben wir langjährige Kooperationen. Da geht es sehr stark um komplementäre Kompetenz und führendes Forschungs-Knowhow, das in unsere Produkte mittelfristig einfließen kann und uns innovativ weiterbringt.
Zweitens sind solche Kooperationen auch im heutigen Kampf um die besten Köpfe bei uns ganz wichtig, um gute Leute, Nachwuchstalente von der Universität zu bekommen. Das ist ideal, wenn jemand bei uns im Projekt mitwirkt und dabei unsere Firma kennenlernt und wir lernen ihn oder sie kennen und es gibt einen erfolgreichen Wechsel zu NXP. Das ist ein tolles Modell für alle Beteiligten.

Und aus der Perspektive der Wertschöpfungsketten?
MJ: Wir sind ja ein Komponentenlieferant, müssen aber von der Denkweise her in manchen Bereichen stark in Richtung Systeme und Systemverständnis gehen, sonst wäre es auch nicht möglich, die passenden Chips zu machen. Da arbeiten wir natürlich mit Unternehmen und Partnern entlang der Wertschöpfungskette sehr eng zusammen.
Für diese kontaktlosen RFID- und NFC-Systeme gibt es zwei Pfade in der Wertschöpfungskette: Einerseits geht es um den Einbau der Chips in die Smarttags und Label – da gibt es allerdings in Österreich kaum Partner, denn da sind internationale Großkonzerne führend, mit Sitz in Asien, in den USA oder auch in Deutschland. Für Österreich, für das regionale Ökosystem und Kooperationen wie beispielsweise mit Axtesys, ist der zweite Pfad wichtig – die Infrastrukturachse. Da geht es um die Reader-Hardware, bis zur Software und den Endanwendungen, damit der Anwender letztlich auf seinem Smartphone eine coole App hat, mit der man NFC ansprechen kann.

So wie aktuell das Highlight unserer Ausstellung – die NFC-Tags, mit denen die Kunstwerke versehen wurden.
MJ: Genau – hier wurden die Bilder mit Smarttags versehen, mithilfe derer auf die Künstlerin und auf diverse Zusatzinformationen verlinkt wurde und den Besuchern die Möglichkeit geboten wurde, die Kunstwerke mit Sternen, wie von anderen Plattformen bekannt, zu bewerten. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt, was man mit dieser Technologie alles erschaffen und ermöglichen kann. Gerade diese Anwendung im Rahmen der Vernissage zeigt ja, dass es auch viele coole Einsatzmöglichkeiten gibt, die nicht im rein technologischen Feld beheimatet sind und nicht unbedingt effizienzgetrieben sind. Das sind eben viele Anwendungen im Spielebereich oder im Kunstbereich. Beispielsweise haben wir einmal ein Projekt mit Medienkünstler Richard Kriesche durchgeführt, der schon sehr früh RFID und NFC in seine Kunstwerke eingebaut hat. Ich finde, das ist ein sehr schönes Beispiel, das zeigt, dass diese Technologie über rein technische Anwendungen hinaus Anklang findet.

Ich kann mich erinnern, dass Sie mir einmal Ihren Adventkalender auf NFC-Basis vorgestellt haben – ist zwar „nur“ ein Gag, aber zeigt sehr deutlich, wie vielfältig die Anwendungsmöglichkeiten sein können und wie sehr Sie durch diese Technologie die Zukunft mitgestalten können.
MJ: Man könnte unsere Herausforderung auch so benennen, natürlich immer unter dem Vorbehalt der kommerziellen Sinnhaftigkeit, dass wir sehr komplexe Technologien und komplexe Chips, die im Hintergrund stehen, für den Anwender sozusagen unsichtbar „verpacken“. Für den Anwender soll die Verwendung unserer Technologie eine einfache Erfahrung sein, kontaktloser Informationsaustausch ist ja sehr komfortabel. Neben der Einfachheit der Anwendung ist die zweite Anforderung die Sicherheit bei der Verwendung.

Wo soll die Reise letztendlich hingehen?
MJ: IoT – Internet der Dinge, Internet of Everything, sind ja die aktuellen Schlagworte. Eigentlich müssten wir ja sagen Internet der Dinge und der Menschen, internet of everything und everybody [lacht]. Das manifestiert sich dann in verschiedensten Anwendungen, Industrie 4.0, autonomes Fahren, alles ist vernetzt. In manchen Anwendungen, wie z.B. Smart Home, gibt es teils noch sehr rudimentäre Sicherheitslevel. Da lässt die Sicherheit also auch bei Anwendungen, von denen der Endanwender betroffen ist, noch zu wünschen übrig. NXP versteht sich als Connectivity-Firma für diese Kontaktlos-Technologien, aber auch als Security-Unternehmen. NXP verknüpft beide Bereiche, in dieser Kombination liegt die Stärke von NXP.

Man möchte natürlich, dass die Technologie zum Nutzen aller eingesetzt wird und keine Angriffsflächen für Hacker bietet. Aber zurück zu den regionalen Ökosystemen?
MJ: Wir sind natürlich international orientiert und haben die weltweit großen Kunden verschiedener Segmente (Automotive, Mobiltelefone etc.) in unserer Liste. Parallel ist es uns aber natürlich auch sehr wichtig, die regionalen Ökosysteme zu unterstützen und mit den regionalen Partnern zusammenarbeiten. Da gibt es schöne Initiativen, wie das Silicon-Alps-Cluster, wo viel Vernetzung stattfindet. Es gibt Plattformen, in denen Axtesys eine führende Rolle einnimmt, wie z.B. den Digital-Dialog, wo sich die Player zusammenfinden und relevante Themen im Zuge der Digitalisierung erörtern. Zukünftig wird es hoffentlich auch ein sehr schlagkräftiges Silicon Austria Lab geben, das uns dann unterstützt im Bereich der angewandten Forschung, was elektronische Komponenten und Systeme betrifft. Uns ist es sehr wichtig, dass wir in diesem Bereich gut vernetzt sind, auch mit sehr schlagkräftigen kleineren Playern, die in ihren speziellen Bereichen Spitzenleistungen erbringen und wo es eine Zusammenarbeit gibt, um Lösungen auf den Markt zu bringen. Und was uns wichtig ist – wenn man den Bogen jetzt breit spannt von den Unis zu den Partnern – natürlich das Know-how dahinter, um diese Probleme zu lösen. Darüber hinaus muss einfach auch die Chemie stimmen, man muss sich verlassen können. Zuverlässigkeit, Qualität und Vertrauen in der Kooperation – das ist uns sehr wichtig.

Also Vertrauen als elementarer Bestandteil des Netzwerks – für die Zusammenarbeit am Internet der Dinge. Herr Moderegger, wo geht es hin, wo werden sich Smarttags in fünf Jahren überall finden?
EM: Wir hoffen natürlich, dass Smarttags bis dahin in allen Produkten zu finden sein werden: Einerseits, um die Lieferketten effizienter zu machen, andererseits, um den Kunden einen Mehrwert zu ermöglichen, weil mehr Informationen über das Netz zu ihm gelangen können. Das Handy-Display kann als Erweiterung für zusätzliche Produktinfos genutzt werden, wo Infos über das Produkt in Echtzeit abrufbar sind. Dank Sensoren könnte der Konsument beispielsweise überprüfen, ob die Lieferkette eingehalten wurde, das Mindesthaltbarkeitsdatum könnte berechnet und überprüft werden. Dadurch, zum Beispiel, erhofft man sich letztendlich weniger Müll und weniger Verschwendung von Lebensmitteln, weil der Konsument sich sicher sein kann, dass die Lieferkette eingehalten wurde und das Produkt noch genießbar ist, möglicherweise auch über das konservativ definierte Mindesthaltbarkeitsdatum hinaus.

… weil ich als Konsumentin eben erkennen kann, dass die Kühlkette eingehalten wurde und das Produkt noch originalversiegelt ist.
EM: Genau. Dahin geht die Anwendung unseres Tag-Tamper-Produkts, das ermitteln lässt, ob ein Produkt originalverschlossen ist oder bereits geöffnet wurde. In unserem Portfolio haben wir auch Temperatursensoren, die über NFC auslesbar sind. Diese sind zwar für den Masseneinsatz derzeit noch zu teuer, aber natürlich für z. B. Medizinprodukte sehr interessant oder für größere Verpackungseinheiten im Lebensmittelbereich. Bis diese Technik auf dem berühmten Joghurtbecher mit Preis im Cent-Bereich landet, wird es allerdings noch dauern, aber gerade bei sehr teuren Medikamenten ist es besonders wichtig, dass die Lagerbedingungen eingehalten wurden, und das lässt sich elektronisch schön nachweisen.

Seit ich mit solchen Kontaktlos-Technologien zu tun hatte, bin ich ja ganz fasziniert, wo man überall drüberstolpert – von der automatischen Verriegelung beim Auto über das Drehkreuz beim Schilift hin zur SB-Kassa im Möbelhaus.
MJ: Genau in dieser Kombination aus Komfort und Sicherheit liegt auch die Stärke. Es gibt ja sehr viele Kontaktlos-Technologien. In unserem Fall sind es gerade die kostengünstigen passiven Technologien, da sehen wir unsere Aufgabe darin, die „Things“ (smarte Objekte) über Gateways und Edge Computing ins Internet der Dinge zu verlinken, und das auf sichere Weise. Da geht es darum, auch für die einfachen Knoten Lösungen zu finden, wo man passive Konnektivität mit Sensorik verknüpfen und kontaktlos anbringen kann.
In der breiten Palette der Kontaktlostechnologien finden sich die verschiedensten Anwendungsmöglichkeiten, teils auch heterogene. Das kann ein Smarttag in einer Industrie 4.0-Umgebung sein, ein Tag zur Prüfung, ob die in einem Lager vorhandenen Teile tatsächlich echte Teile vom Originalhersteller sind, bis hin zu Kombi-Tags, die auch einfache Sensorik-Aufgaben erfüllen können. Diese Kombination hat ein riesiges Potenzial. Wenn man es dann noch schafft, für diese Smarttags die richtige Security zu entwickeln und die Sicherheit auf das nötige Niveau zu bringen, hat man gewonnen. Wir sehen es in diesem Zusammenhang als unsere Mission, die Matrix aus den verschiedenen Kontaktlos-Technologien und dazugehörigen Sicherheitsstufen voranzutreiben.
EM: Ein Thema, das in den letzten Monaten und Jahren immer stärker im Kommen ist, ist Blockchain. Für Industriebetriebe geht es darum, Transaktionen nachvollziehbar zu machen, bei denen Güter von Unternehmen zu Unternehmen weitergegeben werden. So soll beispielsweise nachgewiesen werden können, wann ein Produkt dem Spediteur übergeben wurde, wann es auf ein Schiff geladen, wieder entladen und in ein Lager gebracht wurde usw. In diesem Bereich ist es natürlich auch ganz wichtig, dass nicht nur die Identität eines Produkts registriert wird, sondern dass sie gesichert registriert wird. Dabei kommen wieder unsere Security-Technologien ins Spiel, wo es eben darauf angekommt, dass wir mit stromsparenden Technologien auf den Tags Kryptoprozessoren betreiben können, damit sichergestellt werden kann, dass der in der Blockchain registrierte Datenpunkt auch wirklich von einem echten Produkt kommt und nicht von einem anderen Objekt; dass nicht plötzlich zwei Produkte mit denselben IDs herumfahren oder Ereignisse registriert werden, die vielleicht gar nie stattgefunden haben.

Unglaublich spannend. Wenn Sie auf Urlaub fahren, haben Sie dann Handy, Notebook, Smartwatch, alles dabei?
EM: Notebook nein, aber Handy samt allen möglichen Apps ja. Ich gehöre zwar zur Generation X, aber ja, Urlaub ganz ohne mobile Geräte wäre undenkbar für mich.
MJ: Dann gehöre ich zur Generation A… ich habe da eine etwas andere Sichtweise – natürlich, da wo es für die Arbeit notwendig und gut dienlich ist, sind alle technischen Devices von Vorteil. Ich glaube, es geht dann wieder um die Balance und um die Grenzen.
Mein Wunsch an die Zukunft ist, dass mit unserer Technologie zwei Dinge für die Nutzer erhalten bleiben: Technologie soll unterstützen, aber nicht das Denken ersetzen und Menschen „verdummen“, nicht die Kreativität unterbinden. Und mein zweiter Wunsch – was auch immer noch kommen mag, ich würde mir wünschen, dass den Menschen die Wahlmöglichkeit bleibt, ob sie bestimmte technologische Möglichkeiten nutzen wollen oder nicht.

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