Dr.in Mag.a Karin Dullnig, Geschäftsführerin bei ecoversum, im digitalen Gespräch über die Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit.
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Frau Dullnig, mit welchen Aufgaben beschäftigen Sie sich gerne in Ihrem beruflichen Kontext?
Beruflich sehe ich vor allem die Nachhaltigkeit als meine Aufgabe an, und zwar mit dem Fokus auf nachhaltiges Wirtschaften. Wir beschäftigen uns in Projekten für Kunden mit Strategien auf dem Weg zur Klimaneutralität und auch anderen Aspekten der Nachhaltigkeit wo das Soziale, das Wirtschaftliche und das Ökologische eine Balance finden sollen.
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Welche Vision verfolgen Sie in mit Ihrer Arbeit, wenngleich Nachhaltigkeit an sich bereits eine Vision darstellt?
Natürlich, die Nachhaltigkeit ist eine generelle Vision, dass wir den nächsten Generationen die Change geben, so zu wirtschaften und zu leben, wie wir es haben, auch sie sollen gut leben und gut wirtschaften können. In letzter Zeit ist für mich stark die Notwendigkeit der Transformation dazugekommen.
Wir können nicht mehr so weitertun wie bisher, es ist notwendig, dass es einen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umbruch gibt. Hier kommt die Digitalisierung ins Spiel, weil die Transformation dort schon länger eine Rolle spielt.
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Die Welt wird in den unterschiedlichsten Bereichen digitalisiert. Sehen Sie die Digitalisierung als Unterstützung oder als Hindernis im Bezug auf mehr Nachhaltigkeit?
Auf den ersten Blick denke ich als Unterstützung, weil bestimmte Dinge durch die Digitalisierung besser bemacht werden können. Wenn ich an das Ressourcenmanagement, an Logistik oder an Mobilität denke: Hier ist eine Optimierung ohne Digitalisierung schwer vorstellbar. Als Nachteil sehe ich, dass alles schneller gehen muss. Das sehen wir in vielen Bereichen. Die Digitalisierung treibt uns Menschen an und fordert von uns eine Geschwindigkeit, die nicht nachhaltig ist, im Sinne von Life-Balance und Öko-Balance, sodass auch keine Zeit bleibt zum Reflektieren.
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Die Digitalisierung unterstützt auch, die De-Materialisierung, es geht dabei darum, dass wir zukünftig nicht mehr ein Produkt kaufen, sondern die entsprechende Dienstleistung. Also zum Beispiel Car-Sharing oder Utility-Sharing, dies wäre ohne digitalen Background nicht möglich. Für ein nachhaltiges Wirtschaften muss die Wirtschaft auch de-materialisiert werden. Das für die Dienstleistung benötigte Produkt soll im Besitz des Erzeugers bleiben, der es auch effizient wartet und mögichst lange nutzt.
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Sie haben nun einige Beispiele genannt, wo die Digitalisierung zum Enabler wurde. Sehen sie noch andere Herausforderungen im Zusammenhang mit der Digitalisierung, z.B. der hohe Energiebedarf, der für die Online-Gewohnheiten erforderlich ist.
Es gibt viele Studien zu diesem Thema, z.B. werden in einer ganz aktuellen Studie „Video-Konferenzen zu Präsenz-Konferenzen“ gegenübergestellt. Vorort gibt es bei Präsenz-Konferenzen natürlich weniger Emissionen, aber es kommt immer auf den Bilanz-Raum an. Wenn die Serverfarmen mit Atomstrom oder Kohlekraftwerken betrieben werden, dann kommt es global gesehen wieder zu einer anderen Bilanz.
Optimal wären effiziente Serverfarmen, die mit Wärme-Rückgewinnung und grünem Strom betrieben sind. Wir versuchen in der Zusammenarbeit mit großen Firmen darauf zu schauen, wo ihre Server-Landschaft steht, weil das nicht egal ist.
Nun zu einem anderen Thema, wie können Veranstaltungen nachhaltiger werden?
Veranstaltungen haben die verschiedensten Aspekte, zum Beispiel die umweltfreundliche An- und Abreise der Gäste und wie diese kommuniziert wird. Bei der Wahl des Caterings sollte auf regionale, saisonale Produkte und regionale Getränke in Mehrwegflaschen geachtet werden und wie der Catering-Anbieter mit Mitarbeitern umgeht. Bestimmte Philosophien, wie z.B. plastikfrei würde bedeuten, keine Tetrapacks oder PET-Flaschen zu verwenden.
Es gibt mittlerweile wunderbare Alternativen, die gewählt werden können. Auch beim verwendeten Geschirr sollte auf wiederverwendbare Möglichkeiten und nicht auf sogenannte umweltfreundliche „Einmal-Produkte“ geachtet werden. Fair-Trade für Kaffee und Tee wäre eine gute Option.
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Sie haben für Ihr Unternehmen eine Website geschaffen, wo sehen Sie noch Potential, wie Ihnen die digitalen Möglichkeiten mehr nützen könnten?
Für uns ist die Kommunikation mit den Kunden sehr wichtig. Wir verschicken regelmäßig unseren Newsletter und versuchen damit Feedback von unseren Kunden zu bekommen. Eine Herausforderung ist, die Beteiligung der Leser und Leserinnen zu erhöhen, sodass die Kommunikation interaktiver wird. Technische Möglichkeiten gibt es dafür, aber es braucht hier wahrscheinlich noch mehr Zusammenarbeit zwischen Technik und Kommunikationsexpertinnen.
Es ist eine Herausforderung die Aufmerksamkeit der Kunden und Interessenten zu bekommen und noch mehr eine Rückmeldung.
Genau, aber wir brauchen diese Rückmeldungen. Hier sehen wir noch oft alte Muster, z.B. rufen einige Leser nach Wochen an, sprechen gerne, aber der direkte Response auf einen Newsletter ist meist gering. Auch verschiedene Social-Media-Kanäle sind aufwändig zu bespielen, aber auch hier ist es schwierig, ein Feedback einzufangen. Momentan beteiligen wir uns bei einem Publikum-Voting, da ist Vieles nicht zufriedenstellend, alle die nicht Facebook oder Instagram haben, sind exkludiert an der Umfrage teilzunehmen und auch das Finden des Votings ist nicht einfach.
Es gibt noch viel zu tun, im Bereich der Kommunikation, die Technik gibt’s oftmals schon, aber die Erreichbarkeit von Menschen ist ein entscheidender Punkt.
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An welche 3 Eigenschaftswörter denken sie, wenn sie an die digitale Agentur denken?
Sozial, innovativ und bunt.
Vielen herzlichen Dank für das Gespräch!