Digitales Plaudern mit Doris Pedratscher, Leiterin des Geschäftsbereichs Management-Informationssysteme: Über Erfolgsfaktoren in IT-Teams, die bunte Mischung aus Nerds und Daywalker und digitale Teamkoordination.
Doris, du bist seit kurzem aus der Karenz zurück im Axtesys-Team. Wie geht es dir?
Danke, gut! Es tut gut, nach der Babypause wieder im Arbeitsleben zu stehen und mit Kollegen an Lösungen zu tüfteln. Es gibt viele neue Gesichter bei der Axtesys, alle eine gute Wahl!
Wie arbeitet es sich als Frau mit Kind in der typischerweise eher kinderlosen, männlich dominierten IT-Welt?
Meine Erfahrungen sind durchwegs gut. Ich bin froh, dass wir bei der Axtesys alle Teammitglieder respektieren, unabhängig von ihrem (familiären) Hintergrund. Für wichtige Familientermine wird schon mal ein Meeting verschoben. Außerdem bietet gerade die IT gute Möglichkeiten, Familie und Beruf zu vereinbaren: Durch Gleitzeit und Home-Office kann ich mir alles immer gut einteilen. Viele Männer unter unseren Kunden und Partnern freuen sich außerdem, sich auch einmal mit einer Frau über technische Details austauschen zu können. [lacht]
Du hast kürzlich einen ITCS-Workshop zum Thema Psychologie und IT besucht. Klingt ja nach einem eher unüblichen Thema?
Auf den ersten Blick vielleicht unüblich, ja. Doch auch wenn die Technik dem Menschen sehr viel Arbeit abnimmt, arbeiten ja in der IT-Welt immer noch Menschen zusammen. Da ist ein kleiner Einblick in die Psychologie schon nützlich. Deshalb war der Workshop für mich sehr interessant.
Was ist dir vom Workshop besonders eindrücklich in Erinnerung geblieben?
Besonders aufschlussreich war für mich der sogenannte Köhler-Effekt: Ein Team kann mehr sein als die Summe der Einzelpersonen, da durch Heterogenität in Teams „blinde Flecken“ erkannt und ausgefüllt werden.
Worauf sollte man bei der Zusammensetzung von Teams achten?
Wir achten darauf, welche Kolleginnen und Kollegen in der Vergangenheit schon erfolgreich zusammengearbeitet haben. Manche verstehen sich eben ohne Worte, ohne aufwändige Besprechungen. Ansonsten überlegen wir, welche Mitarbeiter durch ihre Persönlichkeit und ihre Kompetenzen ein bestimmtes Team für ein bestimmtes Projekt am meisten bereichern würden. Hier sind auch Mitarbeiter gefragt, die festgefahrene Strukturen hinterfragen und vielleicht auch aufbrechen können. So erreichen wir die passende Mischung zwischen Routine und frischen Ideen.
Wovon hängt die Gruppenleistung in einem Team eigentlich hauptsächlich ab?
Kommunikation und Koordination sind meiner Erfahrung nach die wichtigsten Faktoren. Das Beispiel des Seilziehens zeigt, dass es für eine Spitzenleistung vor allem darauf ankommt, dass alle zur richtigen Zeit ihre Kräfte einsetzen. Ziehen die Teammitglieder unkoordiniert, wird man kein Seilziehen gewinnen. Außerdem ist eine klare Verteilung der Zuständigkeiten leistungsfördernd. Trotzdem sollte bei Unklarheit und Veränderung keine Schockstarre einsetzen. Durch Menschen, die in solchen Situationen Leadership zeigen und auch außerhalb ihres Tellerrandes Verantwortung übernehmen, kann das Team rasch wieder zu einer konzentrierten Routine zurückfinden. Erfolgreiche Unternehmen haben jedenfalls viele gute Mitarbeiter, die auch mal die Rolle der Feuerwehr übernehmen.
Was bedeutet das speziell für IT-Teams?
IT-Unternehmen können ihre Technik-Affinität besonders gut zur Teamkoordination nutzen. Darüber hinaus gibt es in der IT-Welt viele Standards – zum Beispiel hinsichtlich Programmiersprachen und Frameworks. Das reduziert räumliche und sprachliche Barrieren: Menschen unterschiedlicher Sprachen, sogar Kulturen, können so fachlich gut zusammenarbeiten, sogar, wenn sie sich an verschiedenen Orten befinden. Das begünstigt die Heterogenität von Teams.
Du warst ja auch an der Entwicklung eines Tools zur Teamkoordination beteiligt. Möchtest du uns ein wenig davon erzählen?
Ja gerne – da geht es um unser Eigenprodukt „Anwesenheitsvisualisierung“, kurz „AnVis“. Wir haben es selbst schon seit einiger Zeit in Gebrauch, derzeit sind neue Funktionalitäten in der Umsetzung. Grundgedanke ist, dass jeder Mitarbeiter in der Früh eintragen kann, dass er anwesend ist und an welchem Projekt er bzw. sie arbeitet. Geplant ist darüber hinaus ein Wochenplan, um die Mitarbeit an einem Projekt einzuteilen und für andere ersichtlich zu machen. Außerdem soll unsere neue Organisationsstruktur mit dem Tool abgebildet werden können. Angelehnt an Holocracy sind bei uns alle Mitarbeiter Mitglieder verschiedener Kreise – über das Tool werden dann auch die Zugehörigkeiten zu diesen und die entsprechenden Schnittmengen visualisiert. Dieser Überblick macht die Zusammenarbeit viel einfacher. Es funktioniert überdies auch für externe Mitarbeiter, und für solche, die ihren Urlaub oder Krankenstand von zu Hause eintragen möchten.
Manche behaupten, Programmierer seien eher schweigsame Menschen: Ein Vorurteil?
[lacht] Kommt natürlich drauf an, die typischen Programmierer, die schweigend vor dem PC sitzen und ihre Arbeit höchstens mal für einen kurzen Kaffee aus der digitalen Welt auftauchen, gibt es tatsächlich, das ist kein Märchen. Aber es gibt auch die sogenannten „Daywalker“, die sehr wohl gerne mit anderen kommunizieren. Wir haben in unseren Teams beide Typen vertreten – mit Absicht, denn wir wollen ja so bunt wie möglich sein.
Wie geht es deiner Erfahrung nach Programmierern mit Nicht-Programmierern, wenn sie gemeinsam in einem Team arbeiten?
Tja, eine gewisse Gewöhnungsphase braucht es da schon, da es sich oft um völlig verschiedene Sprachwelten handelt. Aber dann funktioniert es im Regelfall wunderbar, man kann ja viel voneinander lernen und sich auch ganz großartig ergänzen.
Was gefällt dir an der Digitalen Agentur?
Ich finde die Synthese der Kompetenzen sehr Erfolg versprechend. Die Digitale Agentur baut auf die Kombination von handfestem Technologie-Knowhow und kreativer Marketingkompetenz. Davon können Kunden sehr gut profitieren.
Auf der persönlichen Ebene finde ich den Teamgeist ganz besonders inspirierend. Die gelebte Freude an der Zusammenarbeit nicht nur mit unseren Kunden und Partnern, sondern auch untereinander. Da macht es wirklich Freude, in der Früh ins Büro zu kommen!